Schwitzen auf Java... Indonesien (2004)

Woran denken die Leute, wenn man Jakarta sagt? Weit weg, mehr weiß ich nicht. Stimmt. Andere sagen, Mensch, da war doch was... und beginnen sich zu erinnern, an ein paar Monate Indonesien.
Jakarta, kein Platz zum Urlaubmachen und wie jede große Stadt in einem Entwicklungsland Ort krasser Gegensätze. Hier leben Menschen und Kinder auf der Straße, betteln und hungern, ein Stück weiter wohnt der Neureiche hochherrschaftlich in seiner Burg. Aber das MONAS, das Monument Nasional, von dem man auf die ganze Stadt blicken kann, soll die Unabhängigkeit der ganzen Nation von den Kolonialisten bezeugen. Der Park drumherum ist vom Verkehr umspült, aber einer der wenigen Plätze, wo man etwas frische Luft atmen kann. Außerdem kann man sich in von bedauernswerten Pferdchen gezogenen bunt dekorierten Wagen ein paar Runden umherfahren lassen. Zudem muß man sich hier der Weite wegen nicht gar so beobachtet fühlen, schließlich dominiert der islamische Glauben und da macht man in der Öffentlichkeit eigentlich keine versauten Sachen wie küssen.

Die (verkehrs-)sicherste Variante, um von A nach B zu gelangen, ist das Taxi, nicht aber die billigste. Die exklusivsten sind die schwarzen Silver Birds, eine Stufe darunter kommen die Blue Birds, in beiden kann man sich ziemlich sicher fühlen und sollte sie bevorzugen. Die Stadt eröffnet auch ein paar Buslinien, deren separate Spur nicht unbedingt zur Verkehrsverflüssigung beiträgt. Weiterhin kann man - in Stoßzeiten die vielleicht schnellste Variante - einen Motorroller nehmen oder eins der geächteten Bemos, die wegen ihres Beitrags zur schlechten Luft gegen aufgebrezelte geschlossene Varianten ersetzt werden sollen, aber welcher Fahrer kann das bezahlen?

Auch die Stadtplanung ist typisch: eine Altstadt gibt es nicht, Häuser aus der Kolonialzeit sind zumeist verfallen, nur wenige Gebäude haben die Jahre überstanden. Erst jetzt hat man den touristischen Wert dieser Vergangenheit erkannt und versucht zu retten was nicht mehr zu retten ist. Ein Kleinod hat sich gegenüber dem ehemaligen Rathaus und mauerblümchenhaften Jakarta-Museum erhalten: das Café Batavia. Seine Exklusivität läßt man sich hier fürstlich bezahlen, aber es hat Flair, einmal sollte man ruhig hingehen.

Selbst wenn man ein Großstadtkind ist, braucht man mal eine Auszeit von diesem stinkenden Moloch (sofern man nicht mit einem Tag in der Rieseneinkaufsmeile zurfiedenzustellen ist). Als Erholungssuchender im mitteleuropäischen Sinn hat man es hier nicht leicht. Der oben erwähnte Park ist die einzige größere Grünfläche (neben ein paar Friedhöfen). Um etwas Luft zu schnappen und nicht zertrampelt zu werden muß man einen gewissen Anfahrweg inkauf nehmen. Weit westlich bietet sich die Strandsiedlung namens Carita an, weit genug weg um dem Wohlstandsmüll der Hauptstadt nicht zu aufdringlich wiederzubegegnen. Hier kann man ein Zimmer am Strand mieten und von der Hektik und dem Radau der schrecklichen Großstadt Abstand gewinnen.

Ist es einem zu langweilig, miete man sich ein Boot, von dessen Eigner einem das Blaue vom Himmel versprochen wird. Natürlich ist das Beherrschen zumindest der Amtssprache, Bahasa Indonesia, von Vorteil.
Zur vorgeblich idyllischen Insel sind es nur 15 Minuten mit dem Boot (es wird fast eine Stunde während der einem die Ohren wegfliegen), und sie stellt sich als unwirtlicher Felsen ohne Strand heraus. Die Herberge darauf ist sicher nicht umsonst eingegangen. Doch für ein geselliges Picknick ist gesorgt, die Schlitzäugigkeit bekannt, es kommt kein Unmut auf. Wenigstens Ruhe. Am versprochenen Schnorchelrevier allerdings hört der Spaß auf, außer trübem dreckigem Wasser ist hier nichts Bemerkenswertes. Die hölzernen Fischerinseln wirken dann aber wieder gut im Sonnenuntergang.

Besser noch ist ein Ausflug per Flugzeug nach Yogyakarta, der alten Hauptstadt Javas, und zu den sie umgebenden Palästen. Hier ist noch nicht so großflächig die geschäftige Hektik ausgebrochen, und man erstickt nicht, wenn man sich in einer pedalgetriebenen Rikscha fahren läßt. Allerdings hat so ein kleinwüchsiger Javaner mit einem wohlgenährten Fahrgast an Steigungen seine Mühen. Hier gibt es noch Geschichte: das Fort in der Stadt, der Palast mit dem Kutschenmuseum im Stall. Noch ergiebiger wird es, wenn man die Stadt verläßt und die Tempel der Umgebung ansteuert.

Die Türme von Prambanan winken schon an der Straße, doch wer nach 17 Uhr ankommt, kann die beeindruckenden Hindutempel nur von der anderen Seite des Flusses sehen, wo man im Freiluftrestaurant auf den Beginn des berühmten Balletts wartet. Also am besten früh morgens kommen, wenn es kühler und weniger besucht ist. (hier Details zu den Türmen einfügen!) Die außerhalb des Geländes angehäuften Steine sind von weiteren Tempeln, die durch Erdbeben und Bodenbewegungen zerstört und in Jahrzehnten nicht wieder errichtet sein werden, auch wenn die Restaurierung der Anlage in vollem Gang ist.

In der anderen Richtung wartet das weithin gerühmte Borobodur, der riesige Steintempel, der einst ohne Bindemittel zusammengefügt und in mühsamer Arbeit restauriert wurde. Unzählige Buddhastatuen, von denen viele von Kulturterroristen geköpft oder gestohlen sind, säumten einst den Megalithen, Bodenerhebung und Erdbeben hatten ihn völlig verschoben, doch seine einstige Pracht kann man wieder erahnen. Die in mehreren Etagen angelegten Terrassengänge sind reich mit Fresken und furchterregenden Wasserspeiern verziert und der Aufstieg über die schmalen Treppen mit den hohen Stufen bringt so manchen Touristen ins Schwitzen.
Doch es zahlt sich aus. Von oben hat man - bei gutem Wetter - einen Blick bis zum äußerst aktiven Merapi, der seine Rauchfahne in den Wind hängt.
In den glockenförmigen, lose zusammengefügten Steinhauben sitzen Buddhastatuen, wer einen an der Schulter berühren kann, dem erfüllt sich ein Wunsch.
Die Gegend um Yogyakarta hat noch mehr Geschichte zu bieten, doch dazu benötigt man mehr als nur ein Wochenende Zeit.

Und auch die bekannte Ferieninsel, die kulturell mit Indonesien nicht viel zu tun hat, verdient mehr als einen Wochenendaufenthalt. Möglichst weit weg vom lauten stinkigen Kuta rät sich die Unterbringung, das Nachtleben wiederum kann sich sehen lassen. Wer sich den Abend lang im M-Bar-Go was auf die Ohren geben lassen hat, ist reif für einen Strandtag. Der Dreamland Beach, etwa zwanzig Minuten südlich von Kuta, ist ein guter Anfang. Wen die roten Fahne am Strand nicht stört, der kann sich von den Brechern die Beine wegreißen lassen oder sich im Surfen probieren. Noch weiter südlich findet man die Surfspots für das anspruchsvollere Publikum, als auch der Uluwatu-Tempel, wo einem an guten Tagen putzige Tempeläffchen die Brille von der Nase ziehen. Wenn der Abend dräut, sitzt es sich wunderschön am Strand von Jimbaran, frischen Fisch auf tausenderlei Art in der untergehenden Sonne genießend.

Wem Lombok schon zu aufregend ist, der kann sich vom Flughafen an die Westküste fahren und auf eine der 'Gili Islands' übersetzen lassen. Auf den zwei vorgelagerten Inseln kennt man keine Hektik. Gleich am Anleger befindet sich ein Hotel, in dem man sich eine Hütte mieten und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen kann. Etwas schnorcheln, schwimmen, gammeln. Vom sich ausbreitenden Massentourismus wird allerdings auch Lombok inzwischen beeinflußt, wer es also richtig ruhig und unberührt haben will, der fliege beispielsweise nach Sulawesi.


Wer bis hierhin gekommen ist, bekommt einen Bonbon.

to be vervollständigt - 2004

...und hier geht's zurück in die Gegenwart.